Aller Anfang ist schwer

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Jeder Skater hat irgendwo, irgendwie mal angefangen. Meistens war es vor allem zu Beginn ein schmerzhafter Prozess. Viele Menschen die behaupten es Mal ausprobiert zu haben, aber dann feststellten dass es nichts für sie sei, hatten entweder keine Lust sich weiterhin zu verletzen, oder (im wahrsten Sinne des Wortes) kein Blut geleckt. Wir, die Skateboarder selbst, haben uns daran gewöhnt, dass unser liebstes Hobby auch mal ordentlich weh tut. Ob es jetzt der Faceplant ist, oder die brennenden Wunden abends unter der Dusche. Ein Stück weit haben wir gefallen da dran. Nun gut, die einen nennen es einen Fetisch, wir sehen eher als physischen Lernprozess. Darum soll es hier gehen; das Lernen. Sich neue Tricks anzueignen hat sich im Laufe der Jahre drastisch verändert. Online-Videoportale wie YouTube haben es vor allem Neulingen leicht gemacht, sich die ersten Tricks selbst anzueignen. Früher musste man dafür noch die VHS-Kassette pausieren um die Tricks der Pros genau unter die Lupe zu nehmen, oder Bildsequenzen in bekannten Magazinen studieren. Die heutige Zugänglichkeit der Videos lässt uns aber auch eine Tendenz beobachten die eher kontraproduktiv ist. Viele Anfänger stellen sich auf ihr Brett um dann den Ollie und folglich den Kickflip zu lernen, ohne auch nur das Gefühl des freien Cruisen zu erfahren.

Ich will damit nicht sagen, dass es falsch ist, sich seine anfänglichen Schritte in der Einfahrt, oder Garage anzueignen, aber damit diese Tricks auch irgendwann eine Anwendung finden, führt nichts drum rum, die Straßen unsicher zu machen. Zumal ist der dazugehörige Spaßfaktor auch tierisch groß, wenn man gelernt hat über Gullydeckel zu ollien und plötzlich jede Straße zum Spielplatz wird. Dass das nicht unbedingt die vierspurige Hauptstraße seien sollte, erklärt sich hier von selbst. Natürlich spricht nichts dagegen sich jedes Lernvideo reinzuziehen, welches das Internet zu bieten hat, wenn es euch Spaß macht, weiter so! Aber wenn ihr wirklich zum absoluten Shredder werden wollt und vor habt, die Liebe eures Lebens mit einem krassen Handrail-Grind um den Finger zu wickeln (geht meist ins Auge!), so müsst ihr eben auch die Zeit auf dem Board und nicht vor dem Bildschirm verbringen.

Die tückischen Stolpersteine für Skateboard-Anfänger

Ihr kennt sicherlich die allgemeine Regel, dass man 10.000 Stunden mit einer Sache verbringen muss, um diese zu meistern. Auch wenn das nicht zwanghaft wahr ist, lässt sich nicht bestreiten, dass ihr automatisch besser werdet, je mehr Zeit ihr auf dem Skateboard verbringt. Dabei kommt es nichtmal so sehr drauf an, ob man jetzt Kickflips übt, oder durch die Straßen heizt. Klar, wenn man Kickflips lernen will, muss man die Bewegung trainieren, aber jemand der mehr Zeit damit verbracht hat schlichtweg zu skaten, wird wesentlich schneller den heißgeliebten Flip-Trick stehen.

Man kann dieses Prozedere ein wenig mit dem Sprachen Lernen vergleichen. Die einzelnen Tricks sind hierbei die Vokabeln. Klar werdet ihr hin und wieder ein paar Wörter verstehen, oder sie auch sprechen können, wenn ihr euch Tag ein und Tag aus mit Vokabeln befasst. Ein richtiger Satz kommt dabei aber nicht raus. Jeder Sprachlehrer wird euch bestätigen können, dass die effektivste Methode des Lernens einer Sprache die ist, sich direkt ins Land zu begeben in der diese Anwendung findet. Man wird es am Anfang schwer haben mitsprechen zu können. Wenn man aber stets versucht mit in diesem Sprachfluss zu schwimmen, so schafft man es in kürzester Zeit mit den Einheimischen reden zu können.
Diese Herangehensweise lässt sich ideal auf das Skaten übertragen. Es ist hilfreich den Ollie im Flat zu lernen, aber was bringt das einem, wenn man ihn nicht auf einen Bordstein oder in einen Grind hinein machen kann?

Jeder von uns kennt doch dieses Kid, welches vor wenigen Monaten angefangen hat und man sich noch entsinnen kann, dessen erste Schritte im Park gesehen zu haben. Jetzt macht das gleiche Kid die krassesten Tricks, bei denen ihr euch fragt, ob es sich entweder um ein Ausnahmetalent handelt, oder euer Zeitgefühl euch trügt. Meis ist nichts dergleichen der Fall, sondern dieses Skateboard-Kid geht nach der Schule (oder in den Ferien) jeden Tag auf den Skatepark und skatet einfach intuitiv drauf los. Was es machen oder lernen will entscheidet es on the Fly. Vielleicht guckt es abends auch ein paar Videos online, aber das hat relativ wenig mit der Entwicklung des Kindes tun. Der Schlüssel zum Erfolg liegt bei diesen Genossen schlichtweg in ihrer verfügbaren Zeit, die sie wahlweise auf dem Skateboard verbringen.

dDittes Bein, oder so

Der effektivste Weg sich schnell bequem auf dem Skateboard zu fühlen ist, wie wir eben feststellten, möglichst viel Zeit darauf zu verbringen. Im Idealfall wohnt ihr in einer eher flacheren Gegend und könnt es als Fortbewegungsmittel für überall hin nehmen. Falls das nicht der Fall seien sollte, macht euch Gedanken wo ihr hin müsst und schaut euch die verschiedenen Straßen an. Viele Wege führen ja bekanntlich nach Rom. Die Wertschätzung von frischem Asphalt wird schnell in euch ansteigen und gerne werdet ihr die Umwege fahren, einfach weil die eine Nebenstraße frisch gemacht wurde.

Der Grund warum es so wichtig ist, wirklich überall hinzuskaten ist simpel: Vor allem anfangs versteht das menschliche Hirn die Physik des Skateboarding noch nicht. Wenn man aber zu nahezu jeder Gelegenheit auf dem Brett steht, entwickelt es sich langsam zu einer Erweiterung eures Körpers. Jeder Stein, jede Unebenheit, jeder Riss in der Straße, oder jeder scheinbar unbedeutende Manual wird euer Unterbewusstsein trainieren. Im Gegensatz zum direkten lernen der Tricks, ist die Entwicklung des Boardgefühls ein passiver Prozess und auch, wenn es manchen vielleicht leichter fällt eben dieses aufzubauen, so sind die dadurch gewonnenen Vorteile meist bei allen gleich.

Sobald das menschliche Hirn eine neue Physik versteht und lernt darauf und damit zu reagieren, so wird alles andere, in Bezug dessen, leichter Fallen. So wird es euch gelingen neue Tricks in Windeseile zu lernen und nicht wie euer Kumpel zwei Jahre lang am Kickflip zu hängen (ich war einst dieser Kumpel).

Lasst das Skateboard ein Teil eures Körpers und eurer Fortbewegung werden, ähnlich wie es eure Schuhe sind. Die einzigen Ausreden die ab sofort zählen sind Regen, Beinbruch, Hochzeit und Beerdigung. Falls ihr bereits einen Autoführerschein (und Auto) habt, gibt es übrigens viele Vorteile ein Skateboard im Kofferraum zu behalten. So müsst ihr nicht mehr in die engen Parklücken vor Ort, sondern könnt die größeren Parkplätze nutzen, welche etwas außerhalb liegen und einfach mit dem Brett zu eurem Ziel skaten.

Der Frustration beim Skaten entgegenwirken 

Wenn man es sich zum Ziel setzt regelmäßig Tricks zu lernen, so stößt man häufig auf eine Barriere. Dies kann frustrierend und demotivierend sein. Viele Skater, die schon länger dabei sind, haben dafür ihre Feel-Good Tricks, welche in der Regel immer funktionieren. Anfänger haben die Grundbausteine für ein solches Repertoire an Manövern noch nicht entwickelt. Ich glaube ihr wisst worauf ich hinaus will. Richtig! Befreit euch von den Gedanken unbedingt Trick XY unbedingt lernen zu müssen. Genießt die Zeit auf dem Brett, mit euren Freunden, oder eurer Musik im Ohr. Macht euch keinen Stress um eure nächsten Tricks. Wie ihr in diesem Artikel gelernt habt, kommen die Tricks gänzlich von alleine, wenn man genug Zeit auf dem Brett verbringt.

Geht in den Park, macht euch mit den Rampen und dem Flow des Parks vertraut. Schwingt euch auf euer Board und skatet los, um eurer Mutter Blumen zu kaufen. Trefft euch mit euren Freunden in der nächstbesten Stadt und skatet von Spot zu Spot, während ihr schon dabei seid, könnt ihr auch gleich regelmäßig Games of S.K.A.T.E spielen. Ich habe viele Tricks überhaupt dadurch erst gelernt und erstmals in eben diesen gestanden (den 360 Flip zum Beispiel).
Und wenn all diese Dinge euch nicht ausreichend Motivation, oder Inspiration für euren Skateboarding-Werdegang zur Verfügung stellen, dann schaut eben doch mal ein paar Videos auf YouTube, oder scrollt durch euren Instagram Feed. Vergesst aber nie, dass die oberste Priorität dem Spaß gebührt. Dieser ist der einzige Grund, der uns jeden Tag auf’s neue zum Skaten bewegt.

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